Gottseidank?

Bei uns hat es zu Silvester gebrannt. Ein junger Mann, der vorübergehend in unserem Gemeindehaus wohnt, wollte sich Essen kochen und hat dabei den Herd kurzzeitig unbeaufsichtigt gelassen – und schon war es passiert. Die Feuerwehr war in fünf Minuten vor Ort und hat mit einer Drehleiter alle anwesenden Bewohner aus dem Haus evakuiert. Dann war der Brand schnell unter Kontrolle. Danke! Der Schrecken und die Schäden am Haus sind aber leider trotzdem enorm.

Ich selbst war, als ich vom Brand erfuhr, gerade eine halbe Auto-Stunde von Chemnitz entfernt. Als ich endlich vor Ort eintraf, habe ich sofort den jungen Mann, der das Feuer unglücklicherweise verursacht hatte, aufgesucht. Er stand unter Schock. Ich habe ihn schweigend, aber lange und fest umarmt.

Am Neujahrstag informierte ich unsere Gemeinde übers Internet darüber, was passiert war. Ich schrieb: „Gottseidank kam kein Mensch zu Schaden.“ Später fragte ich mich jedoch, ob Gott in dieser dramatischen Situation überhaupt anwesend war. Wenn er auf das Geschehen wirklich irgendeinen Einfluss hatte, warum hat er dann nicht einfach das Feuer verhindert? Dann wäre doch alles gut geblieben!

Heute denke ich: Doch, Gott sei Dank! Aber in einer anderen Dimension: Gott hat den Brand zwar nicht verhindern können, mir aber die Kraft gegeben, dem jungen Mann zu vergeben, der diese Katastrophe verursacht hat. Und ich hoffe, dass Gott uns auch weiter stärken wird, wenn wir an die Schadensbeseitigung gehen. Ich hoffe, dass wir bald sagen können: „Alles ist wieder gut. Gott sei Dank!“

Thoralf Spiess

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