Evangelisch-reformiert – was bedeutet das?
Die reformierte Kirche geht – wie auch die lutherische – auf die Reformation im 16. Jahrhundert zurück. Ihre Wurzeln liegen in der Schweiz.
Die Reformierten wollten das Wort Gottes als Maßstab und Mitte kirchlichen Lebens zur Geltung bringen und vollzogen deshalb den Bruch mit der mittelalterlichen katholischen Kirche besonders konsequent: Sie gaben den traditionellen Ablauf der Messe auf und feierten ihre Gottesdienste mit Gebet, Bibellesung, Predigt und Gemeindegesang.
„Reformierte Kirche“,
das heißt erneuerte Kirche.
Reformierte Kirchen zeichnen sich durch nüchterne Sachlichkeit aus. Es gibt keine Altäre, keine Kruzifixe und keine Bilder. Die Gottesdienste haben eine einfache Ordnung, in deren Mittelpunkt die Predigt steht.
Die Gemeinden und die Gesamtkirche werden durch Presbyterien (Kirchenräte) und Synoden geschwisterlich geleitet. Alle Leitung liegt bei gewählten Mitgliedern. Auch die Pfarrerinnen und Pfarrer werden in freier Wahl von den Gemeindemitgliedern bestimmt.
Als Bekenntnisschriften gelten neben den altkirchlichen Bekenntnissen der Heidelberger Katechismus von 1563 und die Barmer Theologische Erklärung von 1934.
Die reformierte Kirche ist nicht das Werk eines einzelnen. Unter ihren vielen Vätern ragen zwei hervor:
Ulrich Zwingli (1484-1531), der Reformator von Zürich und der deutschsprachigen Schweiz,
und Johannes Calvin (1509-1564), der Reformator Genfs und der französischsprachigen Schweiz, der auch auf Frankreich einen großen Einfluss ausübte.
Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Reformierten in Frankreich, die so genannten „Hugenotten“, wegen ihres Glaubens im Zuge der Gegenreformation hart verfolgt. Einige von ihnen konnten flüchten und sich im Ausland eine neue Existenz aufbauen. So entstanden vor etwa 300 Jahren reformierte Gemeinden in vielen deutschen Städten wie Dresden und Leipzig, Berlin, Hamburg, Hannover, Göttingen, Bayreuth, Nürnberg und München.
Reformierte Kirchen haben sich überall in Europa und Übersee ausgebreitet. Der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen gehören heute 230 Kirchen mit insgesamt 80 Millionen Mitgliedern in über 100 Ländern an.